Der Felix-Wankel-Forschungspreis

Der von Felix Wankel 1971 gestiftete und 1972 erstmals vergebene Tierschutzforschungspreis ist der älteste Preis seiner Art. In den 60er Jahren erkannte eine zunehmend kritischer werdende öffentlichkeit die Bedeutung und Notwendigkeit eines Engegements im Tierschutz. Die Medien überboten sich mit der Darstellung von grausamen Bildern gequälter Tiere, die vorher so noch nie zu sehen waren.

Zwei Fragen standen dabei im Mittelpunkt des Interesses.
Wie kann man eine fabrikmässige Massenproduktion von Nutztieren durch eine artgerechte Haltung ersetzen, und wie kann man Versuche am und mit dem lebenden Tier vermeiden, reduzieren oder zumindest teilweise durch alternative Methoden ersetzen.

Für Felix Wankel, Konstrukteur und Erfinder, aufgewachsen mit den Tieren im Forsthaus seines Vaters, stand ausser Frage, dass der Tierschutzgedanke dort angesiedelt werden musste, wo mit den Tieren umgegangen wird, im Fall der Forschung bei den Fachwissenschaftlern und ihren Wirkungsbereichen.

Er traf sich mehrmals in Lindau und München mit Professor Anton Mayr, dem Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenmedizin, um mit ihm insbesondere die Problematik zu erörtern, die sich aus der zwingenden Notwendigkeit von Tierversuchen auf der einen Seite und Forderungen nach Alternativmethoden auf der anderen Seite ergab.

Es galt einerseits der illusionären überschätzung des Anwendungsbereiches ,Alternativverfahren zum Tierexperiment" die Realitäten gegenüberzustellen und andererseits bereits bestehende Möglichkeiten, Tierversuche durch alternative Methoden zu ersetzen, so nachhaltig wie möglich zu fördern. Solche Methoden gab es ja durchaus schon.

Felix Wankel sah den einzig sinnvollen Weg, Ziele des Tierschutzes durchzusetzen darin, diejenigen Fachwissenschaftler und Experten zu unterstützen und zu motivieren, die in ihrem jeweiligen Forschungsgebiet beurteilen koennen, wo Alternativmethoden zum Tierversuch aus ethischen und praktischen Gruenden gefordert und entwickelt werden muessen.

In diesem Sinne stiftete Felix Wankel 1971 den nach ihm benannten Forschungspreis.

Anfänglich lag die Geschäftsführung des Preises noch in den Händen der Münchner Vereinigung der Tierfreunde, den Vorsitz im Kuratorium führte der Vizepraesident des Obersten Bayerischen Landesgerichts, Herr Lorz, dessen Kommentare zum Deutschen Tierschutzgesetz in Tierschutzkreisen höchste Anerkennung fanden.

In der Ludwig-Maximilians-Universität fanden schon von Anfang an die Kuratoriumssitzungen und die Preisverleihungen statt. Sie stellte allerdings nur eine Minderheit der Kuratoriumsmitglieder.

Vor dem Hintergrund einer emotional aufgehetzten Öffentlichkeit und unerträglichen Anfeindungen, kam es zu dem Wunsch, sowohl von Seiten der Universität als auch von Felix Wankel selbst, neue Wege zu suchen, dem Preis auch über wechselnde Zeitströmungen hinaus Kontinuität zu verleihen und zwar auf einer verantwortungsvollen und wissenschaftlich begründeten Basis.

Die Felix-Wankel-Stiftung fragte deshalb bei der Ludwig-Maximilians-Universität an, ob sie bereit wäre, das Kuratorium mehrheitlich selbst zu benennen und den Preis fest und auf Dauer bei der Tierärztlichen Fakultät anzusiedeln.

Im Jahr 1984 unterzeichneten der Rektor der Ludwig-Maximilians-Universität München und die Vertreter der Felix-Wankel-Stiftung eine entsprechende Vereinbarung.

Den Vorsitz im Kuratorium führt seither der Rektor der Universität, die Geschaeftsfuehrung lag bis 2005 beim Dekan der Tierärztlichen Fakultät. Heute liegt die Geschäftsführung beim Inhaber des Lehrstuhls fuer Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung, Prof. Dr. Michael Erhard. Das Kuratorium hat seither insgesamt zehn Mitglieder.

Nach dem Ausschreibungstext von 1984 wurde der Felix-Wankel-Tierschutzforschungspreis vorrangig für hervorragende innovative wissenschaftliche Arbeiten vergeben, deren Ziel bzw. Ergebnis es ist, Versuche am und mit dem lebenden Tier zu ersetzen, zu vermeiden oder einzuschränken. Daneben wurden aber auch Arbeiten gewürdigt, die dem Tierschutzgedanken allgemein förderlich sind und vergleichbaren wissenschaftlichen Anforderungen entsprechen. Diese Kriterien sind auch heute wichtigster Bestandteil der Ausschreibung.

Felix Wankel vertrat die Auffassung, dass durch niemand besser beurteilt werden kann, ob diese Anforderungen erfüllt werden, als durch die Fachwissenschaftler und Experten selbst und dabei hatte er keinerlei Zweifel an deren Verantwortung nicht nur für die Menschen sondern auch für die Tiere.

Mit diesem klaren Bekenntnis, Tierschutz und wissenschaftliche Forschung als nicht trennbar zusammengehörig zu betrachten, wurde ein Signal gesetzt, das nicht nur das Ansehen des Preises sondern auch die Tierschutzdiskussion ganz allgemein und nachhaltig positiv beeinflusste.

In der Folge wurde der Felix-Wankel-Tierschutzforschungspreis so zum Vorbild für eine ganze Reihe ähnlicher Preise.
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